Spurensuche
Shownotes
Folge 1: Spurensuche
Nitrat und Phosphat aus der Landwirtschaft, Arsen und Uran aus natürlichen Quellen: Unser Grundwasser ist immer stärker belastet. Und darunter leiden auch die Flüsse, die sich im ständigen Austausch mit dem Grundwasser befinden. So gelangen Schadstoffe auch in das Trinkwasser, denn: Mehr als 70 Prozent werden aus Uferfiltrat oder direkt aus dem Grundwasser gewonnen, aus dem einige der schädlichen Stoffe in den Aufbereitungsanlagen nicht herausgefiltert werden können. Um herauszufinden, wie die Schadstoffe in das Grundwasser und somit in die Gewässer und unser Trinkwasser gelangen, gehen BfG-Wissenschaftler jetzt an Bord des BfG-Messbootes Tinca und machen sich auf Spurensuche an der Mosel.
Von der deutsch-französischen Grenze bis zur Mündung der Mosel in den Rhein in Koblenz: Martin Labadz begleitet Wissenschaftler/-innen der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) einen Tag auf dem Forschungsboot der BfG. Mit Hilfe modernster Sensorik und bestimmter Spurenstoffe – den sogenannten Tracern – sind sie auf der Suche nach Gebieten entlang der Mosel, in denen der Fluss mit dem Grundwasser in regem Austausch steht. Der Fachbegriff lautet „Oberflächen-/Grundwasser-Interaktion. Mit dem Wasser wird auch eine Menge an gelösten und festen Stoffen mittransportiert. Das können wichtige Stoffe sein, wie z.B. Nährstoffe. Aber auch Schadstoffe gelangen so in unser Grundwasser, in unsere Flüsse und Ozeane und in unser Trinkwasser. Darunter auch sogenannte Mikroverunreinigungen, wie zum Beispiel Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Arzneimitteln und Körperpflegeprodukten.
Stofftransport zwischen Oberflächen- und Grundwasser
Seit Jahren beschäftigt die Wissenschaft daher die Frage, welche Wege diese Stoffe zusammen mit dem Wasser nehmen. Kann man sich etwa die stofflichen Eigenschaften von Wasser für Forschung und Wissenschaft zunutze machen? Und so mehr über die Wege des Wassers herausfinden? Ein wichtiger Aspekt dabei: Wie sind Oberflächen- und Grundwasserkörper miteinander verbunden? Das Thema ist komplex weil die Prozesse komplex sind. Bisherige Untersuchungen fanden auf kleinskaliger Ebene statt – also oft im Quellgebiet eines Flusses. Hier sind Flussbreite, Wassertiefe und Einzugsgebiet überschaubar. Wird der Fluss in seinem weiteren Verlauf immer breiter und tiefer, dann wird es schwieriger. Und genau hier setzt das neue BfG-Projekt Oberflächen-Grundwasser-Interaktion entlang der Mosel (OGIMo) an. Die BfG-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen herausfinden, wie Oberflächen- und Grundwasser an den Bundeswasserstraßen miteinander verbunden sind. Sie erhoffen sich so Erkenntnisse über den Transport von Stoffen vom Fluss in den Untergrund und die damit verbundenen Prozesse. Besonders interessant dabei wird sein, wie sich sogenannte wasserbauliche Eingriffe, also zum Beispiel Renaturierungsmaßnahmen oder der Bau von Schleusen oder Wehren, diese natürliche Verbindung möglicherweise stören. Die Folgen: Einerseits können Stoffe von einem Wasserkörper in den anderen transportiert werden. Andererseits können Wasserstände in den Flüssen oder der Grundwasserspiegel sinken. Für Schifffahrt und Landwirtschaft gleichermaßen ein Problem.
Weitreichende Erkenntnisse
Die Erkenntnisse, die die Forscher aus diesem Projekt erlangen, sind dabei von großer gesellschaftlicher aber auch wissenschaftlicher Bedeutung: Sie tragen einerseits dazu bei, bei Baumaßnahmen an den Wasserstraßen die sensible Koexistenz zwischen Oberflächen- und Grundwasser so wenig wie möglich zu stören. Andererseits liefern sie der wissenschaftlichen Community einen weiteren wichtige Baustein bei der Beantwortung der Frage: Wo kommt unser Wasser eigentlich her und was passiert mit ihm auf seinem Weg durch unsere Umwelt.
Die Interviewpartner
Martin Labadz spricht mit Dr. Axel Schmidt, einer der Initiatoren des Projektes, über die Idee, die hinter OGIMo steckt. Auf dem Forschungsboot Tinca erklärt ihm Projektkoordinator Dr. Simon Mischel, wie die Probenahme für die Tritium- und Radonmessung abläuft. Und am Fuße eines Weinberges an der Mosel trifft er Dr. Dirk Radny, der zeigt, wie Proben aus dem Grundwasser genommen werden.
Neuer Kommentar